TEXTFRAGMENTE - Fragments de texte


Anna Soror de Marguerite Yourcenar
N'ayant plus rien à attendre de la vie, il se lançait vers la mort comme un achèvement nécessaire

Ce passage, ce livret, fut pour moi enfant au devenir adolescent la vraie invitation à la vie, une main tendue d'un au-dela academicien et donc inateignable, mais abordable car ennivrant de vie.

 

Extraits de « Ç’est à dire » – Franck Venaille - Mercure de France - 2012

Les deuils de l'enfance sont lourds à porter je le sais
la tristesse n'est pas occasionnelle : c'est le socle de toute vie !
enfants regardez-moi qui suis du même monde ludique que
(regardez-moi bien)
le vôtre
je combats pour vivre

je fais de cela ma dialectique, électrique, énergétique, je puise en ces mots qui se gravent en moi tels le canif dans l'écorce du chêne que je souhaite être l’espoir perpétuel du renouveau, de ma propre réinvention au fil des cernes du tronc que je suis.

 

 


TEXTE ZUR FOTOAUSSTELLUNG SEITENBLICKE UM DIE HÄUSERECKE (09.2015)


Matera


Basilicata – Matera:  Basilicata 40º 40’ N, 16º 37’ O Italien

Geschichte in Schichten – Geschichte, Kulturschichten. Steingewordene menschliche Lebensgeschichten, angehäuft, gemeisselt, gemörtelt, gekalkt – in vielen Jahrhunderten.

Steil führen die Gassen von der Ebene, dem Verkehr, der neuen Stadt, in das tiefe Tal – in die sichtbare Vergangenheit. In den vom Fluss herausgewaschenen Natureinschnitt, den sich Menschen seit Jahrtausenden häuslich eingerichtet haben – in Höhlen, in Höhlenhäusern – den Sassi – und schliesslich in gegen den Himmel strebende Steinbauten.

Ein warmer Nieselregen feuchtet, von der Adria auf- und absteigend an diesem Oktobertag Land und Stadt ein. Es ist noch warm, die am Körper klebenden Kleider, die von Innen nach Aussen, die vom Himmel zu den Füssen dringende Nässe ist nicht unangenehm. Es fühlt sich an wie eine hautenganliegende Folie, die die Sinne schärft. Die hauchfeinen Regentropfen perlen mit dem Schweiss auf der Stirn zu kullernden Tropfen zum Mundwinkel und versalzen den Augenblick. Salz des Lebens.

Die vom Himmel fallenden Seidenfäden sammeln sich auf den Steinquadern der in die Zeit zurückführenden Gassen zu einem flächendeckenden, glänzenden Spiegelfilm. Die von abertausenden Schritten, Bergauf, Talab, zuversichtlich in die Zukunft emporstampfend, zurückschauend in den vergangenen Augenblick hinabgleitend, blankpolierend, marmorisierend-gescheuerten Bodensteinplatten blitzen in goldenem beige, vom Regen verjüngt.

Die perfekt - organisch und geometrisch - eingepassten Gebäudesteine tragen vornehmlich die Spuren der Moderne – verewigt hat sich das jüngere Zeitalter der Steinkohle und des Mineralöls. Die Seidenfäden, getrieben von voltigierenden Winden, verweben sich auf den Fassaden aller Jahrhunderte und hinterlassen Rinnsale, hellbraune mit russigen Rändern, auf dem köhlernen, graumellierten Hintergrund. Die Nebelschwaden, die von den tiefer im Tal gelegenen Sassi heraufkriechen, verkleben die Russchicht und Fixieren moderne Patina auf in Jahrhunderten geschichtete Patinaschichten.

Matera wird 2019 italienische Kulturhauptstadt Europas

 

Musiktipp: Paolo Conte Un gelato al limon; Sud Sound System: Le Radici ca tieni

 

Basilicata - Matera : Basilicata 40º 40' N, 16º 37' E Italie

L'histoire en couches - l'histoire, les couches culturelles. Des histoires de vie humaines faites de pierre, accumulées, ciselées, morcelées, blanchies à la chaux - au cours de nombreux siècles.

Des ruelles escarpées mènent de la plaine, du trafic, de la nouvelle ville, vers la vallée profonde - vers le passé visible. Dans l'entaille naturelle creusée par le fleuve, que les hommes ont aménagée depuis des millénaires - dans des grottes, des maisons troglodytes - les Sassi - et enfin dans des constructions en pierre s'élevant vers le ciel.

En ce jour d'octobre, une bruine chaude monte et descend de la mer Adriatique pour humidifier la campagne et la ville. Il fait encore chaud, les vêtements qui collent au corps, l'humidité qui coule de l'intérieur vers l'extérieur, du ciel vers les pieds, n'est pas désagréable. On a l'impression d'un film à fleur de peau qui aiguise les sens. Les gouttes de pluie ultrafines perlent avec la sueur sur le front en gouttes qui roulent jusqu'au coin de la bouche et salent l'instant. Le sel de la vie.

Les fils de soie qui tombent du ciel se rassemblent sur les pierres de taille des ruelles qui remontent le temps pour former un film miroir brillant qui couvre toute la surface. Les dalles de pierre du sol, polies par des milliers de pas, montant et descendant en toute confiance vers l'avenir, glissant vers l'instant passé, marbrées et usées, brillent d'un beige doré, rajeunies par la pluie.

Les pierres du bâtiment, parfaitement intégrées - organiquement et géométriquement - portent principalement les traces de la modernité - l'ère récente du charbon et du pétrole s'est immortalisée. Les fils de soie, poussés par des vents voltigeants, s'entrelacent sur les façades de tous les siècles et laissent des ruissellements, brun clair aux bords russes, sur le fond charbonneux et grisâtre. Les brumes qui remontent des Sassi, plus bas dans la vallée, collent la couche de suie et fixent la patine moderne sur des couches de patine stratifiées au fil des siècles.

Matera sera la capitale culturelle italienne de l'Europe en 2019

 

Suggestion musicale : Paolo Conte Un gelato al limon ; Sud Sound System : Le Radici ca tieni

 

 

Traduit avec www.DeepL.com/Translator (version gratuite)


Berlin – Alex


Bundesland Berlin 52° 31 N, 13° 24 O    BRD           

Hoch hinaus ragt der Fernmeldeturm am Alexanderplatz – Berlin-Mitte.

Mahnmal, Nadelstich, Fingerzeig? Von weit her sichtbar erhebt sich der Turm 32 aus der flachen Spree-Ebene – immerwährendes Nordlicht im grossen B, ob Blau oder Grau.                                   

 

Im vorabendlichen Dämmerhimmel zeichnet sich das Endspiel zwischen skandinavischem Nordschneesturm gegen die Ostklirrkälte ab. Noch ist nicht entschieden, ob die kommenden Tage und Nächte von Väterchen Frost in leuchtend-klaren Sonnen- und sternen-blinkenden Mondschein bei Minus 20 Grad verwandelt werden, oder ob das grosse B an der Spree in eine watteweisse Schneeschicht verpackt, und ruhig gestellt wird.

 

Der Westler nähert sich dem Alex und dem Turm 32 klassisch von der Insel kommend. So hat man sich’s angewöhnt, als die Mauer Bewegungen der Körper und Geister leitete und Freiheiten vorgab. Nach dem Mauerzerfall, nun von Osten kommend von Hohenschönhausen, Heute Kleinvietnam - als Erbe arbeitsmarktlicher Rekrutierung zwischen Schwesterrepubliken - entlang der Hausmannschen Chausseen preussisch-militaristischer Prägung, quer durch die noch stehenden Denkmäler des Rechts auf Wohnung und der Pflicht auf Gebärung – Platten, die schon vom Aussterben bedroht sind - blinzelt der Turm 32 freundlich vom dämmrigen Himmel.

 

Nach längeren Diskussionen über die Unbeschaffenheit des Untergrunds – warum autoritäre Regime ihre Hauptstädte und Denkmäler immer in sumpfigen Gebieten bauen müssen, dem Versinken unweigerlich verpflichtet – bleibt ein Rätsel – soll Walther Ulbricht, erster Sekretär des ZK der SED festgehalten haben: „Nu, Genossen, da sieht man’s ganz genau: Da gehört er hin!“ Und so war’s beschlossen: Turm 32 würde den Alex zieren und nicht anstelle des ehemaligen Stadtschlosses künftige Polemiken verhindern. Übrigens hatte bei der Standortwahl der Schweizer Architekt und Urbanist Schmidt beratend mitgewirkt.

Börlin ist Perspektivenwechsel. Mag Berlin die Perspektiven nicht einmal mehr aus den Augen verlieren?

 

Musiktipps: Peter Fox: Schwarz zu Blau; Sophie Hunger: Citylights forever



Der Sternenbahnhof Kennedy Space Center am Cape Canaveral im Bundesstaat Florida stellt ein Naturschutzgebiet dar, das grösser ist als alle Schweizer Naturschutzgebiete zusammen. Was als Technologiepark am Ende des II. Weltkrieges u.a. aus der Erbmasse der nationalsozialistischen Raketenindustrie für Jahrzehnte einer der Hauptstandorte für den Traum der Sterneneroberung wurde, wandelt sich aufgrund der Staats-verschuldung der USA nun zum Museum, Unterhaltungspark und faunatischem Refugium.    

 

Zu dritt sind wir drei Mal kleiner als die Bumper, die erste US-Rakete die von Canaveral aus startete – eine umgebaute V2-Rakete aus Nazi-Beständen. Aufeinandergestellt passen meine Söhne und ich 50 Mal in die Grösste der in Canaveral je gestarteten Trägerraketen. Allen Raketen ist Eines gemein, sie dienten zuerst militärischen Zwecken bevor sie dem Traum der Eroberung der Sterne – als ausgemustertes Material – zur Verfügung gestellt wurden.

Die grösste zusammenlebende Seekuhpopulation Floridas lebt ausgerechnet in unmittelbarer Nähe zu den Raketenstartrampen – dort besser geschützt als sonst wo auf diesem Planeten weil die Wasserqualität vergleichsweise gut ist, keine Freizeitmotoryachten zu Hunderten sie zerfleischen und das Seegras nicht aus den Kanälen entfernt wird. Paradox – aber nur auf den ersten Blick. Militärische oder sonst welche Sperrgebiete wandeln sich, so nicht nuklear, biologisch oder chemisch missbraucht, oftmals biodiverser als zivil genutzte Gebiete. Ehemals abgeriegelte, mit Stacheldraht und hohen Mauern unzugänglich gehaltene Landstreifen, aufgrund der Unerreichbarkeit oftmals zu Sehnsüchten und Widerspruch Anlass gebend, versprechen, einmal zugänglich gemacht, alle Sterne vom Himmel. Durchatmen in vermeintlich unberührter Natur.

 

Die Eroberung der Sterne, die Suche nach Leben ausserhalb der Erde erscheint mir seit meiner Kindheit als Etwas sehr Traumhaftes, als Versprechen auf alle Möglichkeiten, die wir uns auf dieser Erde selbst verwehren. In Canaveral ist vom Traum nur eine verblasste, verzerrte und doch glasklare Erinnerung übrig geblieben. Die Menschen denken sich Traumhaftes, lange bevor sie es emotional, seelisch, intellektuell und technologisch bewältigen können. Einmal machbar, verliert der Traum der Sterne, durchdacht, verformuliert, in Silicium, Halbleitern und Titan verpackt, seinen Zauber. Ein Blick in die sternenklare Nacht bringt den Traum zurück.

 

Musiktipps: David Bowie: Space Oddity; Siller Haas: So long Hasi    



PACA 43° 18 N, 5° 23 O Frankreich
               
"C'est là que j'ai compris pour la première fois que les mots qui ont un son noble contiennent toujours de belles images." Souvenirs d'enfance, Tome 1 : La Gloire de mon père de Marcel Pagnol

Marseille besetzt mich seit Immer. Ein Gedanke an la  cité phocéenne und ich fühle mich leicht, frei, befreit – ganz und gar entfesselt. Ich habe ein Bild dieser Stadt entwickelt, wie sie nur ein Bergler entwickeln kann, einer, der durch die Alpen kommend la grande bleue sieht und dem der Atem stockt, den das starke Reissen packt, die Sehnsucht nach Flucht – verkehrte Welt wo doch Marseille seit jeher Zuflucht, Ankunft, neue Heimat ist. Mit jeder Welle, mit jedem Schiff landeten Menschen aus dem Mittelmeerraum an einer Landzunge, welche einen natürlichen Hafen hinter sich verbarg – ein Gefäss, das sich mit Leben gefüllt hat.

 
Caesar, Napoleon und Himmler haben grosse Teile des Stadtgefässes zu zerstören versucht, weil sich das darin entwickelnde Leben nicht autoritätskonform entwickelte. 2000 Jahre lang wurde das Gefäss innerstädtisch umorganisiert, strategisches Verschönern mittels Boulevards, soziales Ordnen mittels Citées, welche mehr oder weniger radieusen Zwecken dienten, seafrontenhancement mit einem Skateboard-museums-vieuxport-Anstrich. Die zyklischen Reinvestitionen lohnen sich – neue Gefässhüllen entstehen, welche über Jahrzehnte sich mit Leben füllen werden. Die stete Brandung versinnbildlicht die Unmöglichkeit der Kontrolle und der zielgerichteten Steuerung.
 
Marseille war und ist ein urbanistisches Laboratorium, bis hin zum Baumaterialtest. Gussbeton und Vorgängermörtelformen wurden für die Fertigstellung von Gebäuden in Marseille verwendet bevor sie marktüblich wurden, sei dies von Corbusier oder jüngst im Museum für Mittelmeerzivilisationen. Nicht nur neue Baustoffe erreichten den europäischen Kontinent über Marseille, sondern auch Musikstile, Nahrungsmittel und nachweislich auch die Pest.
 
Musiktipp: Louise Attaque: Lea; Akenathon: Bad Boys de Marseille (avec Fonky Family)



Wenn ich der alltäglichen, unerträglichen Realität mit 12 Jahren entfliehen wollte, bestieg ich mein rostiges 3-Gang-Damenvelo, nachdem ich mich unter einem willkürlichen Vorwand von meiner Mutter Abends davongeschlichen hatte. Meistens brauchte es weder Willkür noch ausgedachte Ausreden, da sie entweder nicht zugegen war oder zu betrunken und vom Arbeitsalltag betäubt, um meine An- oder Abwesenheit noch aktiv zu realisieren. War die Fütterung, Beschäftigung und existenzielle Versorgung meines Halbbruders sichergestellt und hatte ich ihr geholfen, sich von Ihren hautengen Leder-Stiefeletten zu befreien, tauchte sie ab in eine Dämmerwelt in der ich nicht mehr zu existierten brauchte. Auf meinem Klapperflitzer, Rost in Dunkelblau, fuhr ich den Uferweg die Aare hoch, bis Münsingen, manchmal bis Thun, ohne Licht in der Dämmerung, mit Stürzen der himmelwärtsstrebenden, gespenstischen Baumwurzeln wegen, die Äste peitschten mein Gesicht. Die Rückfahrt im Dunkeln, schemenhaft, mehr erahnt denn gesteuert, war dann meist ein gemächliches Dahingleiten.

 

Hamburg symbolisiert einen Fluchtpunkt, zuerst Basel, dann Altona, dann durch Pauli ans Ufer, rüber in den Hafen und dann in die weite Welt, sie stand ja Allen offen.

Sowohl Velofahren wie über Hamburg in die Welt entfliehen mögen kurzweilige Flüchte aus einer scheusslichen Alltagsrealität sein. Beim Velofahren kam ich schliesslich immer schweissgebadet, das Gesicht zerkratzt und die Knie blutend wieder zurück zu meinen Alltagsdämonen und wie eines der Wahrzeichen der Hansestadt, die Speicherstadt es nicht deutlicher im Namen selbst tragen könnte, die Welt kam immer nach Hamburg, gespeicherte Ware aus aller Welt. Nur wenige sind über Hamburg in die Welt geflüchtet, allenfalls die von Behörden mitfinanzierten Menschenexporte des 19. Jahrhunderts, ansonsten besteht das Prinzip Hamburg nicht im Gehen sondern im Kommen, nicht im Geben sondern im Nehmen. Bei den Reichen lernt man Speichern.

Hamburg ist ein Ort zum sein, so die bestehenden Zufluchtsorte nicht wegrationalisiert werden. Pauli wird zeigen ob in HH noch Menschen sein können oder nur noch Ware wert ist. Bezeichnend finde ich, dass der wunderschöne Bau der Elbphil – Ort wo Menschen durch Musik, Tanz, Gesang und Sprache Träume erleben werden und dem Alltag entfliehen können - auf dem Fundament des ehemaligen Kaiserspeichers zu stehen gekommen ist.

 

Musik-Tipp: Die Goldenen ZITRONEN; Deichkind